Architektenhonorar aktuell

mad99

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12. Jan. 2013
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Hallo Zusammen

Seit einiger Zeit lesen wir hier im Forum mit und habe sehr viele interessante Beiträge gelesen, auch viel über Architektenhonorare. Diese sind aber schon relativ alt und deshalb erlaube ich mir, ein neues Thema zu eröffnen.

Wir sind zur Zeit an einem Vorprojekt für ein Einfamilienhaus ohne Keller. Wir wollten nach Minergie-Standard bauen. Wir haben ein Bauland mit Architekturverpflichtung gefunden. Nachdem wir dem Architekten unser Budget mitgeteilt hatten, begannen wir mit dem Vorprojekt. Bis jetzt wurde immer nur mit einem m3 Preis gerechnet und so haben wir den Umfang des Hauses festgelegt. Nun sind wir soweit, dass wir wissen, wie es in etwa aussehen soll.

Vor kurzem hat der Architekt uns eine grobe Aufstellung über die einzelnen Kostenpunkte gegeben.

Gebäude mit Garage und Garten Fr. 525'000.-- (Bruttofläche 230 m2, inkl. Kellerersatz, Gasheizung, ohne Lüftung und WP)

Honorar Architekt 120'000.--

Kosten für Ingenieur 17'000.--

exkl. MWST

Das Budget ist fast vollständig aufgebraucht. Als wir den Preis für das Architektenhonorar nach SIA-Norm gesehen haben, waren wir sprachlos. Wir haben von einigen Bekannten, die gerade auch bauen, viel tiefere Honorarbeträge gehört. Alle bauen in der gleichen Umgebung. Bei gleicher Bausumme gewegen sich die Honorare so um 75'000.-- bis 80'000.--

Jetzt sind wir total verunsichtert. Sind wir weltfremd oder ist es wirklich zu hoch? Was ist hier angemessen?

Danke für die Rückmeldungen.

Gruss mad99

 
Hallo mad99

Die 120k scheinen auf den ersten Blick hoch. Wir haben nach Abzug rund 70k bezahlt und dafür einen Bauleiter erhalten welcher nicht wirklich fähig war. Folgekosten bislang rund 20k. Unsere Nachbarn haben auch rund 70k bezahlt. Da war der Bauleiter genau zwei Mal vor Ort.

Aber es kommt halt auch drauf an welche Leistungen inbegriffen sind und wie oft der liebe Bauleiter auf der Baustelle ist und ob er was taugt. Ich würde deshalb unbedingt mehrere Referenzen einholen.

Für die Energieplanung haben wir 10k bezahlt. Da war Dämmung, Heizung und Sanitär inbegriffen.
Statiker war separat.

Gruss,
Thomas


Hausbau 2009 beendet.

 
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Hallo mad99

Wir hatten mit unserem Architekt ein Pauschalhonorar von CHF 75'000.-- inkl. MwSt. vereinbart. Die Bauleitung hat auch er (zu unserer vollen Zufriedenheit) übernommen und war in diesem Honorar inklusive.

Unsere Gebäudekosten mit Garage und Garten betrugen ca. CHF 475'000.

Ich habe eh Mühe, wenn ich so Sachen wie Architekturverpflichtung lese...

Gruss

chrimel

 
Bei uns kostet der Architekt auf die honorarberechtigte Summe von 556k etwa 85k (alles inkl. MwSt). Das bei einem Haus mit 180m² BGF und einer Kubatur von knapp 900m³.

Wenn die 230m² "Bruttofläche" die Bruttogeschossfläche sein soll, dann wären 525k verdammt günstigt. Oder besser gesagt verdächtig günstig. Was sind das für 230m²? Wie hoch ist die BGF oder Nettowohnfläche? Ebenfalls komisch scheint mir, dass bei einem neuen Minergie-Haus eine Gasheizung vorgesehen ist. Ist das überhaupt erlaubt? Und was gar nicht geht ist Minergie ohne Lüftung. Bei dem Honorar und diesen Details würden bei mir schon die Alarmglocken läuten...

 
Ich würde den Architekten Fragen ob er für die Projektierung ein Pauschalangebot macht und für die Bauleitung vor Ort eine Offerte im Stundenaufwand mit Kostendach verlangen.

Bei der Ausführung ist es enorm wichtig, dass der Bauleiter so oft als notwendig auf der Baustelle ist, dementsprechend sollte man dem Bauleiter diesen Aufwand auch bezahlen. Das lohnt sich allemal, da man dann hoffentlich weniger Baumängel und Fehler hat.

 
Hallo Zusammen

Besten Dank für die Antworten.

Bei uns kostet der Architekt auf die honorarberechtigte Summe von 556k etwa 85k (alles inkl. MwSt). Das bei einem Haus mit 180m² BGF und einer Kubatur von knapp 900m³.

Wenn die 230m² "Bruttofläche" die Bruttogeschossfläche sein soll, dann wären 525k verdammt günstigt. Oder besser gesagt verdächtig günstig. Was sind das für 230m²? Wie hoch ist die BGF oder Nettowohnfläche? Ebenfalls komisch scheint mir, dass bei einem neuen Minergie-Haus eine Gasheizung vorgesehen ist. Ist das überhaupt erlaubt? Und was gar nicht geht ist Minergie ohne Lüftung. Bei dem Honorar und diesen Details würden bei mir schon die Alarmglocken läuten...
Das mit den 230 m2 ist wirklich etwas unklar. Pro Geschoss sind es ca. 115 m2 inkl. allen Mauern (15.6x7.4). In m3 sind es ca. 830. Minergie wäre einfach ein Wunsch gewesen, der aber durch die Kosten vermutlich wegfällt.

Zudem wissen wir noch nicht, welches Budget in diesen 525k für die Böden, Küche (wir haben ihm 30k genannt) und Sanitäranlagen enthalten ist. Ist alles etwas schwammig. Architekturverpflichtung haben wir, weil das Land ihm (seiner Familie) gehört. Beim Ingenier-Honorar (nehme an Statik) haben wir auch von mehreren Einfamilienhausbauern gehört, dass sie zwischen 7k und 10k bezahlt haben. Bei unserem einfachen Haus ist es deshalb etwas "komisch", dass das Honorar so hoch sein soll.

Selbstverständlich möchten wir ihm ein angemessenes Honorar bezahlen. Das finden wir sehr wichtig. Wir finden einfach das Verhältnis Honorar-Gebäude nicht richtig. Und wenn man dadurch z.B. auf Minergie verzichten muss, ist man etwas skeptischer.

Wir haben abgemacht, dass er sich heute nochmals bei uns meldet und uns mitteilt, ob er noch etwas machen kann.

Gruss mad99

 
Ich finde die 525'000 bei dieser Hausgrösse verdächtig günstig. Da würde ich unbedingt nachhaken.

Gruss,
Thomas


Hausbau 2009 beendet.

 
Hallo Mad

Er kann sicher noch etwas machen, wenn er will. Könnte aber auch passieren dass die Honorarreduktion plötzlich beim Quadratmeterpreis fürs Land wieder auftaucht.

Für mich war Architekturverpflichtung beim Landkauf ein NoGo, weil der für die Architektur verlangen kann was ihm gefällt und ich keine Gegenofferte einholen kann. Oder weil da komische Mischrechnungen zwischen Land und Architektur möglich sind.

Gruss gulx

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Wir bauen auch mit Architekturverpflichtung. Wenn der Architekt einen guten Eindruck macht spricht nichts dagegen. Oftmals kann man das Land aber gegen einen entsprechenden Betrag auch ohne Verpflichtung kaufen.

Die Ingenieur-Honorare gehen schon in Ordnung. Nebst dem Bauingenieur welcher sicher am meisten kostet kommen da noch Sanitäringenieur, HLKK-Ingenieur und Elektroingenieur dazu. Bei uns sind das 21k gewesen - allerdings mit Minergie und schwierigem Baugrund. Da würde ich mir aber keine Sorgen machen. Da ihr ja keinen GU-Vertrag habt, zahlst du das was dir dann effektiv offeriert wird. Nur das Architektenhonorar ist im Prinzip schon fix vorgegeben. 120k sind bei der Hausgrösse halt schon ziemlich überrissen. Wenn's ein Stararchitekt wäre, ok. Aber wenn er's nötig hat über Architekturverpflichtungen an Aufträge zu kommen, dann wird's wohl kein Stararchitekt sein. Habt ihr die Referenzen des Architekten geprüft?

 
Finde ich enorm viel, fast 23%...

Wir haben für unser Minergiehaus mit ca. 280 m2 BGF ein Honorar von 65'000.- bezahlt.

 
Danke für die Antworten. Diese bestätigen unseren Eindruck.

Unser Architekt hat uns ein etwas besseres Angebot unterbreitet. Nun sind es "nur" noch 110'000.--. Beim Baulandkauf ist er uns entgegen gekommen, so dass wir nur einen kleinen Teil anzahlen müssen und den Rest erst bei Baubezug.

Bei uns kostet der Architekt auf die honorarberechtigte Summe von 556k etwa 85k (alles inkl. MwSt). Das bei einem Haus mit 180m² BGF und einer Kubatur von knapp 900m³.
Ich nehme an, dass du einen Keller hast. Den haben wir aufgrund der Kubatur-Berechnung und weil wir Keller nicht so mögen, fallen gelassen. Da würde dann in etwa wieder aufgehen. 85k wäre auch für uns super.

Ich finde die 525'000 bei dieser Hausgrösse verdächtig günstig. Da würde ich unbedingt nachhaken. Gruss, Thomas Hausbau 2009 beendet.
Die Details müssen wir noch erfragen. Ist aber alles etwas schwerfällig.

Finde ich enorm viel, fast 23%...
Wir haben für unser Minergiehaus mit ca. 280 m2 BGF ein Honorar von 65'000.- bezahlt.
Habt ihr ein indiv. Architektenhaus oder ein "Fertighaus"? Ich finde dieses Honorar sehr günstig.

Aktuell denken wir, dass die Aufstellung und der Vertragsvorschlag eigentlich nur das Honorar fixiert. Alles andere (ausser dem Land) ist unklar. Wie war denn das bei Euch? Wann wusstet ihr das Küchen-, Bad- und Bodenbudget?

Viele Grüsse mad99

 
Habt ihr ein indiv. Architektenhaus oder ein "Fertighaus"? Ich finde dieses Honorar sehr günstig.

Wir haben ein individuelles Architektenhaus. Und ja, unser Architekt war sehr fair.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hi mad99

Wir haben einen Architektenvertrag nach SIA Norm 102.

Unser Architekt hat 19% (138'000.-) der Honorarberechtigten Bausumme (725'000.-) als Basispreis berechnet.

Nach Verhandlung haben wir uns auf 105'000.- Pauschal, exkl. Kosten für Plankopien, geeinigt.

Hoffe diese Zahlen helfen dir beim Vergleichen.

Gruss, teleboy

 
Hallo Architekt

Ein Vertrag nach SIA ist bestimmt sehr sinnvoll. Doch sollten die Honorare bei vergleichbaren Einfamlienehausobjekten in der gleichen Region ähnlich sein.

Bei unserem Angebot ist das Honorar ca. 30% höher als bei unseren Vergleichsobjekten, die zum Teil komplizierter und vom Volumen viel grösser sind. Es wurde immer ein SIA-Vertrag abgeschlossen. Dabei waren die Honorare als Pauschale eingetragen (ist bei SIA möglich).

Unser Projekt ist sehr einfach. So gibt es keinen Keller und das Haus ist recheckig ohne Verwinkelungen oder Überhänge (gefällt uns super). Und da fragt man sich, wie diese Differen entsteht. Hast du Erfahrung im Einfamilienhausbau? Wie hoch war dein verrechnetes Honorar?

Gruss

 
Hallo Mad99

Wird sind aktuell in der selben phase der Planung wie du damals als du diesen thread gestartet hast. Wir bauen in der selben Region. Darf ich fragen wo du mit dem Honorar hingekommen bist schlussendlich? Bei uns liegt die Offerte bei 85k bei einer honorarberechtigten Summe von 650k. Dies inkl. Keller und sehr grosser Garage. Können nun aber nicht werten ob dieses Honorar fair ist.

Danke dir!

Gruss

 
Lieber 4rem

Wenn alles von A-Z gemacht wird, kann man davon ausgehen, dass Dein Haus ca. 1'200 Stunden Arbeit im Architekturbüro generiert. Jetzt kannst Du Dir einmal überlegen welcher Stundenansatz angemessen wäre und dann diesen mit der Stundenanzahl multiplizieren. Was wäre dann nach Deiner Auffassung fair?

Herzlicher Gruss

Urs Tischhauser

 
Lieber Urs Tischhauser

Danke für deinen Input. Ich bin zugegeben ein absoluter Laie im Baubusiness, darum werde ich mich davor hüten mir ein Urteil abzugeben, was an Stundenaufwand angemessen ist oder nicht.

Wir hatten bei 2 verschiedenen Architekten eine Studie in Auftrag gegeben gemäss unserem besprochenen Pflichtenheft. Bei der Ausweisung des Honorars (bei ähnlicher honorarberechtigten Summe) wurde uns einmal 72k (allerdings nicht der Architekt welcher dies  zu dem Betrag zeichnen würde) und einmal 85k abgeboten (beides Mal inkl. Bauleitung). Wir haben uns aus diversen Gründen für den Architekten mit dem Honorar von 85k entschieden. Da es nun an die Verträge geht, komme ich nicht darum mir nun ein Urteil zu diesem Betrag bilden. Es geht auch darum 85k Pauschal zu vereinbaren, oder halt nach Stundenaufwand zu bezahlen (~120.-/h). Bei 85k minus MWSt. minus Kopien resultiert ein Honorar von 75k was geteilt durch den Stundensatz in etwa ein kalkuliertes Pensum von 600h ergibt. Wenn ich dies mit der von dir genannten Stundenzahl vergleiche, würde ich meinen ist das Angebot absolut in Ordnung.

Danke nochmals. Falls ich einen Überlegungsfehler gemacht habe, wäre ich froh um einen kurzen Input.

Herzliche Grüsse

 
Hallo 4rem hallo Urs

Ob das Honorar gerechtfertigt kann ich dir nicht genau sagen. Wenn es aber inkl. MWST ist, finde ich das gut.

Ich weiss nicht genau, wie viele Stunden ein Architekt normalerweise benötigt, aber es gibt Marktpreise. Und die sind nicht mit 1200 Studen gerechnet. 1200 Stunden sind mehr als 50 % einer Jahresarbeitszeit.

Und unser Honorar wurde zwar etwas gesenkt, aber weil das Land dem Architekten gehörte, gab es für uns nimm es oder lasse es.

Wir sind bald fertig. Und wir können nun etwas besser beurteilen, ob es gerechtfertigt ist. Für mich ist es aber viel zu hoch ausgefallen!

Gruss