Roter Ahorn zurückschneiden - wann ist der beste Zeitpunkt

popsyblue

New member
25. Mai 2020
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Hallo zusammen,

wir haben einen wunderschönen roten Ahorn im Garten. Dieser hat eine T-Form, damit man vom ersten Stock über den Baum die Berge sehen kann (oder aktuell eher "könnte"). Diesen Sommer sind nämlich viele lange neue Triebe gewachsen - meist senkrecht in die Höhe - und der Blick ist nicht mehr wirklich frei.

Wann ist der ideale Zeitpunkt, um diese "Störenfriede" etwas zurückzuschneiden? Jetzt gleich? Wenn die Blätter weg sind? Oder im Frühling vor dem Austrieb? Und muss ich beim Zurückschneiden noch etwas weiteres beachten?

Danke für alle Ratschläge.

popsyblue

 
Ist es ein echter Acer rubrum? Den hatte ich vor zwei Jahren als Alternative zum schlussendlich ausgewählten Liquidambar im Auge  :)  

Oder ein Japanischer Ahorn bzw. Fächerahorn (Acer palmatum)?

Die Sorte ist wichtig, denn Jap. Ahorn zum Beispiel schneidet man anders als Rotahorn oder auch die bekannten Ahorne, die hierzulande wild wachsen (z.B. Feldahorn).

Generell sollte man Ahorn gar nicht schneiden, sie sind "Bluter", das heisst, sie verlieren viel Saft beim Schneiden und bluten noch lange nach, vor allem, wenn man sie in der Hauptvegetationszeit schneidet oder gar im Spätwinter, wie andere Bäume.
Ein Rotahorn bleibt nicht klein, 10-15m kann er schon erreichen. Muss man ihn immer wieder schneiden, leidet er mit der Zeit darunter. Besonders den Schnitt ins alte Holz im Frühjahr kann den ganzen Baum umbringen. Idealerweise schneidet man deshalb nicht ins alte Holz zurück - wenn doch, dann die grossen Schnittflächen mit Baumwachs schliessen (was bei anderen Bäumen nicht mehr empfohlen wird).

Wenn es also unbedingt sein muss und die Triebe noch jung sind, dann wäre jetzt im Spätsommer/Frühherbst der richtige Zeitpunkt. Es sollte kein heisser Tag sein, aber trocken. Am besten nimmt man einzelne Äste ganz raus, um ein gutes Gesamtbild zu erhalten. Schneidet man nur immer wieder die senkrecht wachsenden Triebe ab, macht er mit der Zeit Besen und man muss weiter unten ableiten. Es kommt auch darauf an, wie alt er ist und wie oft er schon geschnitten wurde.

Wenn du den Baum noch nie selber geschnitten hast, würde ich mir von einem Baumpfleger der richtigen Schnitt zeigen lassen. Ahorne sind bezüglich Schnitt nicht ganz unempfindlich und eine Schnittwunde ist immer auch die Eintrittspforte für Pilzkrankheiten. 

 
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Es gibt da noch eine grundsätzliche Überlegung, weshalb die Art wichtig ist:

Jeder Baum hat seine genetisch bedingte Wuchs- und Kronenform, die er zu erreichen und beizubehalten sucht. Deshalb kann man (wenn man es kann) auch im Winter von weitem erkennen, um was für eine Art es sich handelt.

Aus Sicht des Baumes wirkt ein Schnitt wie ein Kronenverlust durch Sturm oder Schneebruch (wenn der Eingriff massiv ist) oder wie Wildverbiss. Er sucht also seine eigentliche Kronenform wieder herzustellen und zu ersetzen, was verlorengegangen ist, indem er wieder austreibt. In der Jugend reagiert ein Baum anders als im Alter, auf magerem Standort anders als auf gutem, in rauher Lage anders als in milder, usw.

Was das für die Praxis bedeutet?

Was genetisch bedingt ein grosser Baum werden muss, kann nicht gut und auf Dauer klein gehalten werden. Was schlank und hoch und einstämmig sein will, lässt sich nicht gerne als mehrstämmiger grosser Strauch behandeln.

Gewisse Arten können nach einem Rückschnitt aus Rinde wieder Augen bilden, die dann austreiben. Andere können das nicht, und müssen folglich anders behandelt werden.

Deshalb ist ein Baumpfleger ein guter Rat, der sollte das Verhalten und die Behandlung der Arten kennen und können. Zudem sieht man den Eingriff nachher kaum, wenn man nicht genau hinschaut - ganz im Gegenteil zu manchen von Laien grausam verstümmelten Bäumen.

 
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Du hast völlig Recht @emil17, wir Gartenbesitzer neigen dazu, uns die Bäume "zurecht zu stutzen", damit sie unseren Bedürfnissen entsprechen. Man möchte einen Baum UND die Aussicht, was die wenigsten grossen Gehölze für eine gute Idee halten würden 😏 

Mein bestes Beispiel ist die Buche im Nachbarsgarten, die jedes Jahr mit der Heckenschere (!) kugelig (!) geschnitten wird und entsprechend verunstaltet aussieht; wie lange sie da noch mitmacht, bleibt abzuwarten...😬
 

Wir teilen uns die Schuld aber mit den Gartenbauern, die immer wieder Bäume empfehlen (und pflanzen), die die Erwartungen der Haus- und Gartenbesitzer nicht erfüllen können. Wächst der Baum dann naturgemäss, ist der Gartenbauer längst weg...😉
 

 
Ist es ein echter Acer rubrum? Den hatte ich vor zwei Jahren als Alternative zum schlussendlich ausgewählten Liquidambar im Auge  :)  

Oder ein Japanischer Ahorn bzw. Fächerahorn (Acer palmatum)?

Die Sorte ist wichtig, denn Jap. Ahorn zum Beispiel schneidet man anders als Rotahorn oder auch die bekannten Ahorne, die hierzulande wild wachsen (z.B. Feldahorn).


Ich werde morgen mal ein Foto von einem Blatt machen. Dann kann die Baumart wohl genauer bestimmt werden.

 
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Du hast völlig Recht @emil17, wir Gartenbesitzer neigen dazu, uns die Bäume "zurecht zu stutzen", damit sie unseren Bedürfnissen entsprechen. Man möchte einen Baum UND die Aussicht, was die wenigsten grossen Gehölze für eine gute Idee halten würden 😏 

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Wächst der Baum dann naturgemäss, ist der Gartenbauer längst weg...😉
 


Stimmt bei uns ganz prächtig - der Ahorn ist wohl so alt wie das Haus und mit ein paar Vorbesitzern ist auch der Gartenbauer längst weg. Der Baum wird schon seit Jahrzehnten durch regelmässiges Zurückschneiden "flach gehalten". 

 
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Anbei noch wie versprochen ein Bild vom Blatt - die waren auch schon stärker rot gefärbt.

IMG_4224.JPG

EDIT: Die App Flora Inkognita identifiziert dieses Blatt als Fächerahorn (100% Übereinstimmung).

 
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