Die Mode der Schottergärten

Susann

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02. Apr. 2008
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Heute war in einer Zeitung zu lesen, dass die Sorge ob der vielen Schottergärten wächst.  

topelement.jpg

Ich möchte mich dem anschliessen, mit dem Risiko mich zu wiederholen ;) :

Ein Schottergarten wird mit Vlies unterlegt und mit Steinen abgedeckt. Je dichter das Vlies, desto eher läuft das Wasser oberflächlich ab und dringt nicht mehr bis zum Boden durch. Der Boden trocknet aus, zusätzlich verstärkt durch die Hitzeentwicklung über die Steine. 
Mit der Zeit stirbt unter dem Vlies alles ab, der Boden ist sozusagen tot.
Sträucher oder Gräser, die man rein pflanzt, wachsen anfangs zwar gut ein, dann werden sie immer mickriger. Durch das geringe Mikroleben im Boden machen sich zudem Pilze breit, die gerade wertvollen Pflanzen wie dem Japanischem Ahorn oder Nadelgehölzen mit der Zeit den Garaus machen.
Schottergärten sehen nur in den ersten Jahren gut aus, mit der Zeit wächst besonders hartnäckiges Unkraut, denn zwischen dem Schotter bildet sich aus Moos und Blättern Humus, genug für Flugsamen. Bei grobem Schotter sieht man das nicht auf den ersten Blick, aber auf den zweiten ist es oft zu spät. Gerade Pfahlwurzler durchdringen auch das Vlies. Schottergärten muss man also alle paar Jahre erneuern.

Es gibt viele schöne und letztendlich auch pflegeleichtere Alternativen :)  

 
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Danke für diese wertvolle Information. Davon habe ich bisher noch nie etwas gehört. Muss ich meinem Mann zeigen, der wollte so einen Garten.

 
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Und um Verwechslungen auszuschliessen.

Ein Schottergarten ist KEIN Steingarten.

 
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Bei einem Steingarten werden einzelne Steine nur gestalterisch mit eingearbeitet, und er ist  meist üppig bepflanzt. Der Unterbau ist meist nur "normale Erde". 

Bei Schottergarten ist alles wie von Susann beschrieben. Der Schottergarten wird fälschlicherweise als Steingarten bezeichnet, weil "Schotter auch Steine sind ?"

Hier ein Beispiel für einen Steingarten und der Link  und ein Dokument dazu. Du wirst den Unterschied sofort erkennen.

Steingarten.jpg

Gruss pit

Anhang anzeigen Steingarten_D.pdf

 
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Die Beschreibung der Schottergärten ist oft verwirrlich und nicht selten beschönigend. Der Begriff Schottergarten wird ungern verwendet, vermutlich, weil es nach Müllhalde klingt :D  

Der Knackpunkt ist Vlies unter den Steinen, welches das Unkraut verhindern soll, in erster Linie aber den Boden erstickt. Von solchen Anlagen sollte man Abstand nehmen.

Man muss aber differenzieren: Es spricht grundsätzlich nichts dagegen, unter einem Kiesweg ein Vlies zu legen, um das Unkraut zu verhindern (was zwar langfristig in der Regel nicht gelingt...). Ob betoniert, Platten verlegt oder Kies verteilt werden - es gibt im Garten immer Bereiche, die man nicht unfreiwillig begrünt haben will. 

Problematisch sind aber grosse Flächen bzw. ganze Gärten, die mit Vlies belegt und dann mit Steinen und Schotter bedeckt werden. Selbst wenn man sich nicht mit ökologischem Denken anfreunden kann, sollte man bedenken, dass in heissen Sommern die Steinfläche die Umgebung des Hauses zusätzlich aufheizt.

 
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Wie von pitw beschrieben, sind Steingärten eine Nachahmung dessen, was wir von den Alpinen Steingärten kennen. Der Boden ist meist stark kalkhaltig und das Gelände sehr sonnig.
Im Bild von pitw sieht man eine Mischform in vermutlich halbschattiger Lage, denn die erkennbaren Hostas (Funkien) und Bergenien sind keine typischen Steingartenpflanzen. Die Steine haben hier eher dekorativen Charakter.

Kein Schottergarten sind ebenfalls sog. Kieselgärten oder Trockenbiotope. Hier wird der Boden mit Sand und Kieseln bewusst ausgemagert, was je nach ursprüglicher Nahrhaftigkeit des Bodens mit ein wenig Geduld verbunden ist.  
(Ist der Boden nahrhaft, gibt's in der Regel zuerst mal eine Runde Löwenzahn; gerade an schattigen Stellen z.B. wäre dann eher eine Fettwiese angesagt.)

Gepflanzt oder ausgesät werden meist einheimische, trockenheitsverträgliche Gehölze und Stauden. Erwünscht sind vor allem einheimische Stauden, v.a. dekorative wie Kornblumen oder Flockenblumen. Sind die Gärten einmal angelegt, sind sie pflegeleichter als eine Rasenfläche, sie werden einmal gemäht oder ausgeputzt, das war's. 

In den sehr naturnahen Ausführungen wartet man einfach auf Flugsamen, die mit der Zeit die Flächen besiedeln, ähnlich wie bei der Dachbegrünung. Mit dem sich einfindenden Unkraut kann man leben oder den gewollten Magerpflanzen den Vorsprung durch das genannte Aussäen geben. So oder so sind solche Gärten aber sehr unterschiedlich, weil abhängig von den örtlichen Gegebenheiten. Belohnt wird man aber meist mit Insekten und Vögeln, was für den manchmal ein wenig unordentlichen Eindruck entschädigt :)  

Kiesgarten 4.jpg 

 
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Danke für die Ausführungen. Wir haben uns bisher noch nicht um den Garten beim Neubau gekümmert, da der erst in ca. einem Jahr fertig sein soll. Aber Schottergarten wollen wir schon nur aus ästhetischer Sicht nicht. Und jetzt haben wir noch mehr Gründe.

 
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Wer sich noch ein Bild machen möchte, wie Schottergärten in der Fülle wirken, der findet hier ein breites Angebot zum Nicht-Nachahmen :)