1) Temperatur und sommerlicher Hitzeschutz
Überhitzte Räume sind heute eines der häufigsten Komfortprobleme. Setze deshalb zuerst auf baulich einfache, aber wirksame Massnahmen – insbesondere auf einen Sonnenschutz, bevor du an aktive Kühlung denkst. Ein eng an der Scheibe geführter Sonnenschutz reduziert den Wärmeeintrag spürbar und bleibt auch in Zukunft relevant, da die Sommer in Zentraleuropa tendenziell heisser werden.
Praxistipp: Lüfte vorrangig nachts und vermeide grosse interne Wärmequellen (Halogen, Server, Aquarien).
2) Luftqualität: CO₂, Feinstaub & VOCs
Gute Innenluft bemerkst du nicht, schlechte aber sofort. Als Orientierungswert gilt in der Gebäudetechnik: CO₂ bis etwa 1000 ppm wird als „mittlere Luftqualität“ betrachtet; darüber nehmen Müdigkeit und Leistungsabfall zu. Regelmässige Querlüftung oder eine bedarfsgesteuerte Lüftung hilft, die Werte tiefer zu halten. Beobachten kannst du die Werte mithilfe eines CO₂-Melders oder -Monitors (auf echte NDIR- oder fotoakustische CO₂-Sensoren achten).
Für Feinstaub (PM2.5) gilt in der Schweiz ein Jahresmittelgrenzwert von 10 µg/m³. Was bedeutet PM10/PM2.5 genau? Als PM10 bzw. PM2.5 werden Partikel bezeichnet, deren Durchmesser weniger als 10 bzw. 2,5 Tausendstel Millimeter (≈ 10 µm bzw. 2,5 µm) beträgt. Solche Feinstaubpartikel können tief in die feinsten Verästelungen der Lunge eindringen und teilweise in die Lymph- und Blutbahnen übertreten. Die WHO hat 2021 ihre Richtwerte weiter verschärft – ein Hinweis, wie relevant Partikel auch in Innenräumen sind. Quellen im Haus (Kerzen, Kochen ohne Haube, Rauchen) solltest du möglichst vermeiden.
Formaldehyd aus Möbeln und Baustoffen ist ein weiterer Komfort- und Gesundheitsfaktor. Wenn Richtwerte überschritten werden, sind Materialersatz oder Sanierung sinnvoll.
3) Raumfeuchte: Komfortfenster zwischen „zu trocken“ und „zu feucht“
Im Winter fällt die Luftfeuchte in gut gedämmten Wohnungen oft ab. Technische Referenzen nennen für Wohnnutzungen eine untere Auslegungsgrenze um 30 % rF bei 21 °C, Unterschreitungen sind begrenzt zulässig. Praktikabel für den Alltag ist ein Bereich von 40–60 % rF – höhere Werte begünstigen Schimmel, zu tiefe Werte reizen Schleimhäute. Im Winter rutscht die Feuchte oft ab – dann häufiger lüften (aber kurz!) und Wäsche nicht im Wohnraum trocknen.
4) Tageslicht, Blendung und gezielte Lichtlenkung
Tageslicht steigert das Wohlbefinden, doch ohne Blend- und Wärmeschutz kippt der Komfort. Die Schweizer Norm SN EN 17037 behandelt Tageslichtversorgung, Sicht, direkten Lichteintrag und Blendung. Sie zeigt, dass Lichtqualität mehr ist als „hell genug“. Innenliegende variable Behänge (Lamellen/Plissees) erlauben dir das Lenken des Lichts: Obere Fensterzonen bleiben offen für Himmelslicht, untere Bereiche werden beschattet.
5) Akustik: Nachhall, Störschall und Privatsphäre
Die wahrgenommene Qualität hängt stark von der Akustik ab. Planungsgrössen sind u. a. Nachhallzeit (T60) und Pegel durch Aussenquellen. Wohnräume werden oft als angenehm empfunden, wenn T60 in etwa 0,3–0,6 s liegt. Harte Oberflächen verlängern die Halligkeit. Textilien, Bücherregale, Akustikbilder, vollflächige Teppiche oder perforierte Holz-/Gips-Absorber helfen. Für Aussenlärm gelten nachts ≈45–50 dB als Richtwerte. Dichte Fenster und schallabsorbierende Vorhänge können Abhilfe bei Aussenlärm schaffen.
6) Sichtschutz und Einblicke: Komfort ist auch Privatsphäre
Wohnqualität heisst, dich ungestört zu fühlen – ohne Tageslicht zu opfern. Kombiniere zonierte Behänge wie Plissees (transluzent unten, klar oben), eine versetzte Möblierung und bei Erdgeschosslagen zusätzliche Aussenmassnahmen (Hecken, blickdichte Zäune – rechtliche Rahmen je Kanton/Gemeinde beachten). Für reversible Innenlösungen in Mietwohnungen sind Plissees ohne Bohren eine pragmatische Option, z. B. für Bad und Schlafzimmer. Sie erfüllen den Sichtschutz, mindern Blendung und können zur Akustik beitragen (gering, aber messbar).
Checkliste: Das Wichtigste auf einen Blick
- Überhitzung: Verschattung und Nachtlüftung priorisieren.
- CO₂ und Feinstaub: CO₂-Melder (NDIR) nutzen: bei ~1000 ppm lüften; PM2.5 im Blick behalten (CH-Jahresgrenzwert 10 µg/m³; WHO-Richtwert 5 µg/m³).
- Feuchte: 40–60 % rF anstreben, im Winter die Untergrenze von 30 % rF im Blick behalten.
- Licht: Tageslicht nach SN EN 17037, Blendung vermeiden, Behänge/Plissees zur Lichtlenkung einsetzen.
- Akustik: Nachhallzeit durch Absorber/Textilien senken (Zielbereich ~0,3–0,6 s); Fugen dichten, Vorhänge mit Masse.
- Privatsphäre: Aussen- (Hecken, Zäume) und Innenmassnahmen (Plissees, Vorhänge, versetzte Möblierung) unter Berücksichtigung des rechtlichen Rahmens ergreifen.
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