Erfahrung bezüglich Flachdach ohne/mit Vordach - Fassaden Verschmutzung

Smillley

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09. Juli 2018
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Hallo zusammen.

Kurz eine Frage:

Wir planen einen Hausbau mit Flachdach. Das Dach ist bündig und ohne Vordach.

Ein Kollege hat mir nun gesagt, dass ich dies unterlassen soll. Ich soll unbedingt ein kleines Vordach erstellen. Denn die Fassade (insbesondere die Westfasse) wird ansonsten stark verschmutz und man sieht innert kurzer Zeit farbliche Ränder. 

Ist das korrekt?

Ich denke, ob ich jetzt ein kleines Vordach habe oder nicht - macht doch keinen Unterschied bezüglich Verschmutzung. Es regnet so oder so an die Wand. Wir müssen einfach schauen, dass die Fassade fachmännisch gemacht wird. Was ist eure Meinung respektive Erfahrung?

Danke für eure Hilfe

 
Lieber Smillley

Dein Kollege hat im Grundsatz absolut recht. Die Fassaden benötigen in unseren Gefilden einen ausreichenden Witterungsschutz. Dieser ist aber auch abhängig von der gewählten Fassadenkonstruktion. Leider denken viele meiner Berufskollegen nur bis zum Ablauf der 5 Jahres-Garantie oder sogar nicht einmal soweit.... Du als Bauherr wirst das Haus aber möglicherweise 30 bis 40 Jahre bewohnen. Und, vermutlich wirst Du künftig lieber einmal in anderes investieren, als in den Gebäudeunterhalt. Fassadenunterhalt und damit alle 10 Jahre Haus eingerüsten, flicken, streichen usw. ist sehr kostspielig.

Algizide und Fungizide in den Fassadenfarben auf den Putzen reichen für drei, vier Jahre aus. Sind aber starke Umweltsünder, da diese durch den Regen ausgewaschen werden und so in den Wasserkreislauf hineinkommen. Davon sollten wir mit dem heutigen Wissen die Hände lassen. Nord- und teils Westfassaden ohne Vordach neigen zu Algenwuchs und Schimmelpilz. Und sorry, das sieht dann echt Schei...e aus.

Korrekterweise sollte eine verputzte Fassade ein umlaufendes Vordach von 60 cm bei zwei Geschossen oder 80 cm bei drei Geschossen haben. Die beiden untenstehenden Häuser in Männedorf ZH mit 60cm Vordach sind nun 20 Jahre alt, haben immer noch den ersten (mineralischen) Farbanstrich und sehen auch heute wie neu aus.

P1040700.JPG

In direkter Nachbarschaft wurden gleich alte Häuser vor 5 Jahren eingerüstet und saniert, da diese schon komplett heruntergekommen aussahen. Derzeit plane ich ein Mehrfamilienhaus mit Klinkerfassade. Da erachte ich es selbstverständlich auch für möglich vordachfrei zu planen. Ansonsten findest Du bei mir nur ein Mehrfamilienhaus mit verputzter Fassade ohne Vordach. Darin befinden sich vier Eigentumswohnungen. Die Bauherrschaft bzw. Investoren: ein pensionierter Architekt und ein Fassadenbauer. Da war ich mir wirklich zu schade, noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten.

Selbstverständlich Smillley kannst Du ohne Vordach planen lassen. In spätestens 10 Jahren wirst Du an Deinen Kollegen und mich zurückdenken! Anstatt eine neue Harley-Davidson zu kaufen, wirst Du dann für dieses Geld (heute ca. CHF 20-25'000) Dein Haus neu streichen lassen. Verlange von Deinem Architekten, dass er Dir 10-20 Jahre alte unrenovierte, vordachlose Häuser zeigt. Auch er wird dann zugeben müssen, dass die berühmt-berüchtigte "Swissbox" nur ein kostspieliger "Architektenfurz" ist und nichts mehr!

Schönen Abend

Urs Tischhauser

 
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Ein Kollege hat mir nun gesagt, dass ich dies unterlassen soll. Ich soll unbedingt ein kleines Vordach erstellen. Denn die Fassade (insbesondere die Westfasse) wird ansonsten stark verschmutz und man sieht innert kurzer Zeit farbliche Ränder.
Da hast Du einen netten und klugen Kollegen ;)

Würdest Du irgendwo in Nordarfrika bauen, wäre es natürlich kein Thema.

Nutze die Zeit bis zur Entscheidung und fahre mal Überbauungen ab....  meist reicht es schon, wenn die Objekte 2-3 Winter hinter sich haben um das Problem zu sehen.... dann entscheidest Du entspr.

 
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Man kann auch bei der Auswahl der Farbe das Problem der Veralgung/Verpilzung/Verschmutzung erheblich reduzieren. Dies geht heute auch schon ohne Algizide/Fungizide. Da wir uns selbst gerade damit beschäftigen, sind wir auf Lotusan gestossen. Ist von dem Farbenhersteller mit den gelben Eimern, ok, der von Lotusan ist grün. Diese arbeitet nach dem Lotusprinzip, und ist daher frei von "Desinfektionsmittel"( Algizide/Fungizide). Denn diese sind nun wirklich eine Seuche beim bauen.

Wichtig ist natürlich, wie bei allem anderen beim bauen, es muss sauber, korrekt, und vor allem bei solch Produkten, unter Einhaltung der Herstellerangaben gearbeitet werden.

Allerdings bevorzuge ich auch die konstruktive Lösung, wir haben einfach kein Flachdach, und 60cm Dachüberstand ergibt sich einfach, damit es auch vernünftig aussieht.

Vor 15 Jahren hätte ich noch gesagt, wenn du nach 10 Jahren dein Haus streichst, renoviere gerade das Flachdach mit, sparst einmal den Gerüstbauer. Hoffe aber dass dies heute besser gelöst ist.

Gruss Pit

 
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Vor 15 Jahren hätte ich noch gesagt, wenn du nach 10 Jahren dein Haus streichst, renoviere gerade das Flachdach mit, sparst einmal den Gerüstbauer. Hoffe aber dass dies heute besser gelöst ist. 

Gruss Pit
Lieber Pit,
wenn ein Flachdach wirklich fachmännisch ausgeführt wird, hält dieses mit Sicherheit 40 Jahre lang. Leider wissen wir alle, dass bei vielen Kunden nur der Preis zählt. Und, der "Tiefflieger" bietet meist nicht die fachmännisch beste Arbeit, verwendet meist nicht das qualitativ beste Material. Das drückt dann halt auf die Lebensdauer. Sparen an der Gebäudehülle ist das Dümmste, was man beim Bauen machen kann. Wenn dazu der Architekt nicht gute Details plant und der Bauleiter diese auf der Baustelle durchsetzt, dann ist die Katastrophe vorprogrammiert. Aber es geht anders!
Herzlicher Gruss, Urs

 
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Ich denke es kommt auch auf die Fassade drauf an. Hier gehen alle von einer verputzten Fassade aus.

Wir haben Vollkern-Kunststoffplatten von Fundermax vorgehängt. Die sehen auch jetzt nach 8 Jahren noch aus wie neu. Regen wäscht die Fassade jeweils wieder sauber.

 
Danke für eure Information und Ratschläge.

@canaz Wieviel ist der Preisunterschied zwischen einer verputzen und einer Vollkern-Kunststoffplatten? Ich denke das ist ein grosse Differenz.

 
Dazu kann ich leider keine Angaben machen. Wir haben die verschiedenen Varianten damals nicht durchgerechnet.

 
Ich denke es kommt auch auf die Fassade drauf an. Hier gehen alle von einer verputzten Fassade aus.

Wir haben Vollkern-Kunststoffplatten von Fundermax vorgehängt. Die sehen auch jetzt nach 8 Jahren noch aus wie neu. Regen wäscht die Fassade jeweils wieder sauber.
Lieber Canaz

Die meisten Fassaden werden hier in "good old Switzerland" nun in Gottes Namen verputzt ausgeführt. Alternativen haben es schwer. Kunststoffplatten an der Fassade scheinen mir allerdings von der Ökobilanz auch nicht das Gelbe vom Ei zu sein..... ? Und, über Ästhetik liesse sich ja vortrefflich streiten....

Herzlicher Gruss, Urs

 
Hallo Urs

Das klingt so wie "mache ich immer so, habe ich immer so gemacht".

Dass die meisten Fassaden so ausgeführt werden liegt auch an euch Architekten!

Unser Architekt hat uns Alternativen aufgezeigt und ich war bezüglich Aussehen, Pflege und Langlebigkeit überzeugt.

Bezüglich Ökobilanz gibt es meiner Meinung nach wichtigere Themen als ein paar Kuststoffplatten die 50 Jahre+ am Gebäude hängen.

Gruss

Roland

 
Hier gehen alle von einer verputzten Fassade aus.
Stimmt.... ist eben die Standardversion.... am günstigsten, aber nicht eben Unterhaltsfrei....womit sich dann ggf. auch Mehrkosten an einer vorgehängten Fassade wieder auszahlenn können.

Ich denke das ist ein grosse Differenz
Das ist natürlich "relativ"...  das mit der grossen Differenz.

Wenn es grundsätzlich in Frage kommen würde, so kläre das mit dem Architekten/GU (falls er dies überhaupt möchte) ab und lasse Dir entspr. Angebote erstellen.

Abgesehen von einer Holzfassade, wird oft eine Eternit-Fassade (grossformatige Platten) verwendet.... aber auch hier wird ohne Dachüberstand eine "gewisse Patina" auf den Plattenoberflächen entstehen. Vorteil, man kann sie besser und gröber reinigen als die dünne Abrieb-Schicht auf den Dämmplatten.

 
Lieber Roland

Ich arbeite gerne mit verschiedenen Hölzern, Natur- und Kunststeinen, Keramik, Metall, Glas und Verputzen an der Fassade. Also "habe ich immer so gemacht", ist für mich kein wirklich stichhaltiges Argument. Aber eine nicht wegzudiskutierende Tatsache ist trotzdem, dass in der Schweiz mit Abstand am meisten Fassaden verputzt werden. Daher habe ich meinen obigen fachlich fundierten Ratschlag in diesem Sinne abgegeben. Trotzdem habe ich ja auch eingeschränkt, dass ich bei einem aktuellen Projekt eine Klinkerfassade mache, bei welcher das Vordach nicht die gleiche Wichtigkeit aufweist, wie bei einer verputzten Fassade. Problematisch wird es ja nur, wenn man wider besseres Wissen das Falsche macht!

Mit Deiner "Kunststofffassade" habe ich mich nie im Detail beschäftigt, da es für mich ausreichend andere natürliche Alternativen gibt. Daher kann ich auch keine fachlich fundierte Aussage dazu machen. Dies war aber auch nicht die obige Fragenstellung von Smillley. Aber stell mal ein Bild von Deinem Haus hier rein. Gibt ja dem einen oder anderen User hier vielleicht einen weiteren Input!

Wichtig ist, dass Dein Haus und Deine Fassade für Dich passt und Du Dich in Deinem Haus wohlfühlst. Dass Sie genügend langlebig ist, dafür hattest Du ja Deine Fachleute. und diese hast Du sicher sorgfältig evaluiert.

Bin gespannt auf Deine Fotos!

Herzlicher Gruss, Urs

Talstrasse(125).JPG

Beispiel einer spanischen Naturschieferfassade ohne Vordach bei einem Penthouse in Uetikon am See

 
Lieber Roland

Danke für Deinen Input. Sieht gut aus! Irgendwann werden wir dann unsere Häuser mit farbigen Solarzellen einpacken.... Heute ist es einfach noch etwas teuer. Aber die Entwicklung schreiet voran!

Herzlicher Gruss, Urs

 

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